Harmonie im Haus: Strategien für stressfreie Hausaufgaben
Kennst du das auch? Der tägliche Kampf um die Hausaufgaben, der das familiäre Zusammenleben auf die Probe stellt? Du versuchst dein Kind zu motivieren und investierst viel Zeit, um es zu unterstützen. Doch nichts scheint zu helfen. In vielen Familien ist dies ein ständiges Dilemma, das zu Konflikten und Tränen führt. Doch es gibt Hoffnung! Mit ein paar einfachen Tipps lässt sich die Hausaufgabensituation verbessern und in eine positive Richtung für Eltern und Kinder verwandeln.
1. Lass das Kind mitbestimmen
Die Einbindung der Kinder in die Gestaltung ihrer Hausaufgaben führt dazu, dass sie sich als eigenständige Individuen wahrgenommen fühlen. Dieses Gefühl der Autonomie trägt dazu bei, ihre intrinsische Motivation zu steigern und den Lernprozess als etwas Positives zu erleben. Das Kind kann beispielsweise beim Zeitpunkt mitbestimmen, den Ort wählen oder du kannst es fragen, ob es mit dem kürzeren oder dem längeren Arbeitsblatt beginnen möchte. Falls du es nicht komplett frei entscheiden lassen möchtest, kannst du ihm auch zwei Möglichkeiten zur Auswahl geben. “Möchtest du die Hausaufgaben lieber in der Küche oder in deinem Zimmer machen? Möchtest du gleich nach dem Mittagessen beginnen oder erst um 15 Uhr?” Kinder, die an Entscheidungen über die Gestaltung der Hausaufgaben beteiligt sind, entwickeln ein tieferes Verständnis für ihre Verantwortung und lernen, ihre Zeit effektiv zu organisieren.
2. Lobe das Kind für seine Anstrengungen bei den Hausaufgaben
Anerkennung und Lob wirken motivierend und stärken das Selbstvertrauen. Auch bei Hausaufgaben. Würdige die Anstrengungen deines Kindes anstatt auf das Endresultat der Hausaufgaben zu fokussieren. Lass das Kind zuerst die einfacheren Hausaufgaben lösen, bei denen es einen Erfolg verzeichnen kann und sein Selbstbewusstsein stärkt. Auch ein einfaches "Du hast wirklich hart gearbeitet" kann oft Wunder wirken und die negativen Spannungen lockern. Alternativ kannst du einen Aspekt auswählen, für den du dein Kind während einer bestimmten Zeit immer wieder lobst.
3. Vermeide Machtkämpfe
Steige aus Diskussionen über Sinn und Unsinn von Hausaufgaben aus und verzichte, gegen die Sichtweise des Kindes zu argumentieren. Kinder sind kreativ und finden unzählige Gründe, warum sie die Hausaufgaben nicht erledigen möchten. Argumentierst du in diesem Moment dagegen, ist der Konflikt vorprogrammiert. Verlasse die Situation und signalisiere dem Kind, dass es dich jederzeit rufen kann, wenn es bereit ist, die Hausaufgaben zu beginnen. Das Kind wird sich schneller beruhigen, wenn du den Raum verlässt und es alleine ist. Zudem drängst du ihm seine Hilfe nicht auf und bist in der besseren Position, wenn das Kind auf dich zukommen und um Hilfe bitten muss. Alternativ kannst du ausprobieren, dem Kind 5 Minuten “Motzzeit” vor dem Start der Hausaufgaben einzuräumen. Wenn du nicht mit Gegenargumenten einsteigst, wird es sich vor Ablauf der 5 Minuten beruhigen und allenfalls früher mit den Hausaufgaben starten. Es kann auch Spass machen, als Elternteil “mitzumotzen”und über etwas zu jammern :-). Das Kind kann seinen Ärger kundtun, was bereits eine Erleichterung darstellt. Machtkämpfe und Diskussionen vermeiden heisst nicht, dass du kein Mitgefühl zeigen sollst. Es ist sogar zentral, dass du Verständnis zeigst und die Gefühle des Kindes akzeptierst, aber in der Sache hart bleibst: “Ich weiss, du hast keine Lust auf die Hausaufgaben. Sie müssen aber nun mal gemacht werden. Wie kann ich dir dabei helfen? Wie möchtest du sie erledigen?”
4. Agiere als Vorbild
Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Deine Haltung zu Schule und Lernen beeinflusst die Einstellung deines Kindes. Es macht es zur eigenen. Selbstverständlich darf man als Eltern auch Kritik an der Schule äussern, aber Lernen und Schule sollte nie vor dem Kind abgewertet werden. Des Weiteren ist es hilfreich, wenn du mit gutem Beispiel vorangehst. Zeige deinem Kind, dass auch Erwachsene lernen und sich Herausforderungen stellen. Setze dich hin und widme dich ebenfalls einer Aufgabe, sei es das Lesen eines Buches oder das Erledigen von Arbeitsaufgaben. Durch dein eigenes Beispiel wird dein Kind erkennen, dass das Lernen ein lebenslanger Prozess ist und nicht nur eine Pflicht. Stecke dein Kind an - mit einer positiven Haltung zu Lernen.
5. Plane Pausen ein
Damit sich das aktive Gehirn regenerieren kann, sind kleine Pausen während der Hausaufgaben und eine längere Erholungsphase nach den Hausaufgaben sinnvoll. Viele Kinder sitzen länger an den Hausaufgaben, weil sie entweder trödeln, tagträumen oder die Konzentration nachlässt. Je jünger das Kind, desto kürzer ist die Konzentrationsspanne (Alter x 2 = ungefähre Konzentrationsspanne). Eltern möchten logischerweise, dass die Hausaufgaben so schnell wie möglich erledigt sind und dass das Kind “durcharbeitet”. Pausen werden oft erst eingestanden, wenn das Kind bereits müde und unkonzentriert ist. Es erlebt die Hausaufgaben somit als mühsam, was das Trödeln verstärkt. Wenn das Kind ein paar Minuten Pause (etwas trinkt, kurz auf dem Trampolin hüpft, tanzt) macht, wenn es noch motiviert ist, dann arbeitet es insgesamt nicht nur effizienter, sondern hat am Ende auch ein positives Gefühl. In den Pausen sollte dein Kind eine Aktivität ausüben, in welche es sich nicht vertiefen kann, ansonsten kann es sich nicht mehr davon lösen.
6. Setze Grenzen
Hast du alles probiert und die Hausaufgaben verursachen dennoch tägliche Konflikte, ist es wichtig, dass du ein Ultimatum stellst und Grenzen setzt. Dabei kann es hilfreich sein, Konsequenzen zu definieren. Wenn das Kind die Hausaufgaben bis 18 Uhr nicht erledigt hat, darf es seine Lieblingssendung im TV nicht gucken. So muss sich das Kind entscheiden. Eine solche Konsequenz ist für das Kind sehr unangenehm und als Eltern tut man sich oft schwer mit solchen Massnahmen, aber es ist viel besser als täglich mit dem Kind zu streiten. Bindung vor Bildung: Kinder sollen sich auf der Beziehungsebene sicher und wohl fühlen. Anhaltender Streit kann sich negativ auf die Eltern-Kind-Bindung auswirken. Wichtig ist hier, dass du standhaft bleibst und nicht nachgibst, auch wenn das Kind kurz nach 18 Uhr vor der Lieblingssendung die Hausaufgaben noch erledigen möchte. Nach wenigen Tagen merkt dein Kind, dass du Grenzen setzt, wenn es die Hausaufgaben aufschiebt und die Konsequenz nicht verhandelbar ist.
Insgesamt ist das Hausaufgaben-Dilemma eine Herausforderung, die mit Liebe, Verständnis und klaren Grenzen bewältigt werden kann. Du schaffst eine konstruktive Lernumgebung für die ganze Familie, indem du das Kind immer wieder positiv verstärkst, wenn es etwas gut macht, ihm rechtzeitige Kurzpausen gönnst und ein gutes Vorbild bist. Hilfreich ist, Machtkämpfe mit dem Kind zu vermeiden und es in die Gestaltung der Hausaufgaben einzubeziehen. Welcher Tipp passt zu deiner Familie und möchtest du ausprobieren?
Es gibt Situationen, die bereits so “verfahren” sind, dass es sinnvoll ist, mittels Unterstützung einer Fachperson die Situation genauer zu analysieren, um die nötige Verbesserung zu erzielen. Ich helfe dir gerne weiter!