"Jetzt konzentriere dich endlich!" – Wenn Kinder im Grundschulalter Schwierigkeiten mit der Konzentration haben
Als Eltern von Primarschulkindern kennt ihr diesen Moment nur zu gut: Euer Kind sitzt an den Hausaufgaben und scheint in eine andere Welt abzutauchen. Während die Aufgaben vor ihm liegen, schaut es aus dem Fenster, dreht sich ständig auf dem Stuhl oder beginnt, in Gedanken zu versinken. Die Stunden vergehen, die Aufgaben bleiben unerledigt, und ihr fragt euch: „Warum kann mein Kind sich nicht einfach konzentrieren?“
Konzentration fällt vielen Kindern im Grundschulalter schwer. Und das hat viele Gründe – von der Natur des Kindes bis hin zu den äusseren Bedingungen, die das Lernen oft schwieriger machen. Aber was könnt ihr als Eltern tun, um euer Kind besser zu unterstützen?
Das Dilemma der ständigen Ablenkung
Es ist völlig normal, dass Kinder in diesem Alter immer wieder abgelenkt werden. Ihre Neugierde ist grenzenlos, und ihre Gedanken schweifen schnell ab. Doch in der Schule wird genau das erwartet: Kinder sollen ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit auf eine Aufgabe richten, sich nicht ablenken lassen, aufmerksam zuhören und Aufgaben zu Ende bringen. In einer Welt, die von immer neuen Reizen überschwemmt wird – von Smartphones über laute Geräusche bis zu visuellen Ablenkungen – kann es sehr schwer fallen, sich zu fokussieren.
Dieser innere Zwang, still zu sitzen und sich zu konzentrieren, steht im Gegensatz zu einem natürlichen Bedürfnis nach Bewegung, Abwechslung und spielerischem Lernen. Wenn dein Kind dazu neigt, sich schwer zu konzentrieren, ist es nicht faul oder desinteressiert. Es kämpft einfach gegen die vielen äusseren und inneren Ablenkungen an. Aber auch als Elternteil kannst du viel tun, um das Lernumfeld deines Kindes zu optimieren.
Warum fällt das Konzentrieren manchen Kindern so schwer?
Es gibt viele Gründe, warum sich Ihr Kind manchmal nicht konzentrieren kann. Ein wichtiger Faktor ist, dass Kinder in diesem Alter noch lernen müssen, ihre Aufmerksamkeit zu steuern. Anders als Erwachsene fällt es Kindern oft schwer, sich auf Dinge zu fokussieren, die sie nicht interessieren oder die sie als langweilig empfinden. Und genau das erleben wir oft bei den Hausaufgaben – Aufgaben, die nicht mit Begeisterung verbunden sind, verlieren schnell die Aufmerksamkeit.
Hinzu kommt, dass Kinder in der heutigen Zeit von einer immer schnelleren, lauter werdenden Welt umgeben sind. Digitale Medien, ständige Benachrichtigungen und multimediale Reize lassen wenig Raum für die innere Ruhe, die für tiefes Nachdenken und konzentriertes Arbeiten notwendig ist. Es fällt vielen Kindern einfach schwer, sich in dieser Welt der ständigen Ablenkungen auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren.
Kleine Schritte zu mehr Konzentration
Doch keine Sorge – es gibt viele einfache Möglichkeiten, wie du das Lernen deines Kindes unterstützen kannst. Statt dein Kind immer wieder zu drängen, sich zu konzentrieren, ist es hilfreicher, das Lernumfeld so zu gestalten, dass es sich leichter fokussieren kann:
Den richtigen Lernort finden: Jedes Kind ist anders, und was für das eine Kind funktioniert, hilft dem anderen vielleicht weniger. Versuche, gemeinsam mit deinem Kind herauszufinden, an welchem Ort es am besten lernen kann – sei es am Schreibtisch im Zimmer, im Wohnzimmer oder sogar in einem Café. Manchmal helfen moderate Hintergrundgeräusche dabei, die Konzentration zu fördern.
Struktur schaffen: Kinder tun sich leichter, wenn sie klare, kleine Schritte vor sich haben. Wenn du grosse Aufgaben in kleinere, überschaubare Portionen aufteilst, hilft das, Überforderung zu vermeiden. Hilfreich ist dabei ein Hausaufgabenplan. Dabei werden alle Hausaufgaben notiert inkl. aller Pausen. Hat das Kind eine Aufgabe erledigt, kann es sie abhaken auf dem Plan. Das erzeugt positive Gefühle und motiviert zum Weitermachen. Zudem kannst du für jedes erledigte Teilstück eine kleine Belohnung einplanen – das motiviert und steigert die Aufmerksamkeit.
Pausen einbauen: Kinder können sich nur für eine begrenzte Zeit konzentrieren (Richtwert: Alter des Kindes x 2 = Anzahl Minuten an konzentrierter Arbeit). Es ist wichtig, regelmässige Pausen einzubauen, in denen sich dein Kind bewegen oder einfach nur kurz entspannen kann. Diese kurzen Erholungspausen sorgen dafür, dass die Konzentration wieder aufgeladen wird und das Kind die nächste Lernphase besser angehen kann. Idealerweise übt das Kind in der Pause eine bewegende Tätigkeit aus, trinkt ein Glas Wasser oder hört sein Lieblingsmusikstück. Aktivitäten, von denen es sich nur schwer wieder lösen kann (zB Lego spielen) sind nicht empfehlenswert. Achte darauf, dass dein Kind in der Pause keine Bildschirmzeit hat. Das hindert das Gehirn am Einspeichern der gelernten Inhalte. Die Pause soll unbedingt erfolgen, wenn das Gehirn des Kindes noch nicht ermüdet ist. So wird die positive Emotion vor der Pause abgespeichert, was den Wiedereinstieg nach der Pause erleichtert.
Einrichtung der Lernumgebung: Achte darauf, dass der Arbeitsplatz deines Kindes so frei von Ablenkungen wie möglich ist. Das bedeutet, dass du zum Beispiel Spielsachen oder unnötige Gegenstände aus dem Blickfeld nimmst und den Raum ruhig und ordentlich hälst. So kann dein Kind seine Energie auf die Aufgabe richten.
Die Bedeutung der emotionalen Unterstützung
Neben der strukturellen Unterstützung ist auch die emotionale Unterstützung entscheidend. Kinder, die sich von ihren Eltern verstanden fühlen, können sich besser konzentrieren. Wenn dein Kind sich gestresst oder unter Druck gesetzt fühlt, wird es noch schwieriger, sich auf Aufgaben zu fokussieren. Gib deinem Kind das Gefühl, dass es in seinem eigenen Tempo lernen darf und Fehler machen kann – das schafft eine Atmosphäre, die Konzentration und Entspannung fördert.
Fazit: Weniger Druck, mehr Erfolg
„Konzentration“ ist nicht einfach etwas, das von einem Moment auf den anderen erlernt werden kann. Es ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und vor allem das Verständnis der Eltern erfordert. Statt dein Kind ständig zu drängen, sich zu konzentrieren, kannst du es in diesem Prozess begleiten und ihm helfen, seine eigene Aufmerksamkeit zu lenken. Kleine Veränderungen im Umfeld, Pausen und eine klare Struktur können Wunder wirken und deinem Kind helfen, sich langfristig zu fokussieren. Denk daran: Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern gemeinsam Schritt für Schritt an einer besseren Konzentration zu arbeiten.
Brauchst du Unterstützung bei der Konzentration deines Kindes?
Als Lerncoach helfe ich dir gerne dabei, individuell zugeschnittene Lernstrategien für dein Kind zu entwickeln. Kontaktiere mich gerne für weitere Informationen.